
Am 13. Dezember 2019 wurde Kurt Braun, Mitarbeiter der Stadtkämmerei Köln, in Ausübung seines Dienstes von Clemens K., einem bekannt psychisch kranken Menschen, erstochen.
Ein Kollege vor Ort erkannte das Opfer und konnte eine Verbindung zu mir herstellen; ich kannte Kurt Braun seit Jahren. Ich habe eine Bekannte von Kurt Braun dann telefonisch über den Tod des Ziehvaters ihres Sohnes informiert …
Bereits wenige Stunden nach der Tat wurden die Angehörigen von Kurt Braun von Medienvertretern mit Nachrichten auf allen möglichen Kanälen regelrecht bombardiert. Neben der Tatsache, dass die „lieben Kollegen“ sich bei ihren Anfragen nicht wirklich zurückhalten konnten – ein „NEIN!“ wurde nicht akzeptiert – war es fatal, dass der Lebensgefährte von Kurt Braun, der in den Niederlanden wohnt, wegen einer Weihnachtsfeier noch gar nichts von dem Tod seines Partners wusste!
Als ich am 14. Dezember 2019 erfuhr, dass die Kollegen den in Trauer aufgelösten Angehörigen immer noch auf die Nerven gingen, habe ich in Absprache mit den Angehörigen die Medien informiert, dass alle Anfragen ab sofort über meinen Tisch gehen.
Umfang der Pressearbeit
Wir haben im Rahmen unserer Pressearbeit nicht nur Pressemitteilungen an die Medien versendet und die Presseanfragen, sofern von den Angehörigen gewünscht, beantwortet. Wir haben den Lebensgefährten Mark und die beste Freundin von Kurt, Karina, in allen medialen Fragen beraten. Dazu gehörte u. a. auch, dass wir alle Interview-Anfragen in Absprache mit den Beiden abgeblockt haben.
Kurz vor der Beisetzung von Kurt Braun rund einen Monat nach der Tat kamen zwei Medien mit Interview-Anfragen, welche von den Angehörigen nach langem Schweigen angenommen wurden. Die Termine wurden von uns koordiniert und wir haben uns mit einer Location in Verbindung gesetzt, die für Kurt Braun ein wichtiger Anlaufpunkt war. Dort wurden die Beiden dann in unserem Beisein interviewt.
Parallel haben wir mit Mark und Karina an den Beisetzungsfeierlichkeiten gearbeitet. Wir haben mit unseren vielfältigen Kontakten dafür gesorgt, dass ein bekannter Kölner Tenor, Norbert Conrads, bei der Trauerfeier musikalisch einen würdigen Rahmen setzte. Dass die Standarten der Kölner Karnevalsgesellschaften für Kurt Braun Spalier standen, war ebenfalls unsere Idee.
Als Mitarbeiter der Stadt Köln war in die Trauerfeier sowie die Beisetzung natürlich auch der Arbeitgeber von Kurt Braun involviert. Es gab Besprechnungen mit der Stadt, auch im Bezug auf die Pressearbeit bei der Beisetzung. Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker nahm sowohl an der Trauerfeier als auch an der Beisetzung teil.
Aufgrund der Tatsache, dass die bisherige Pressearbeit in dieser Sache hochseriös und professionell erfolgt war, wurde uns von der Stadt Köln auch bei der Beisetzung sowie bei der vorherigen Trauerfeier das volle Vertrauen für die Pressearbeit vor Ort ausgesprochen. Man bot uns zwar Unterstützung an, diese wurde dann aber nicht wirklich an dem Tag in Anspruch genommen.
Durch unsere langjährige Kenntnis der Branche wussten wir, welche Wünsche die Kolleginnen und Kollegen an diesem Tag äußern würden – und waren bereits darauf vorbereitet: Kamerapositionen waren eingeplant, es gab Übergabepunkte für den Ton vom Podium und auch die Fotografen bekamen ihren Fototermin im noch menschenleeren Saal eines Bürgerzentrums, in dem die Trauerfeier abgehalten wurde.
Auch bei der Beisetzung selbst hielten sich die Kollegen an die Regeln, die wir aufgestellt hatten. Wir konnten eine Regel, die wir eigentlich aufgestellt hatten, sogar kurzfristig aufheben. Ein kleiner Dank von uns und den Hinterbliebenen an die sehr pietätvoll arbeitenden Kollegen.
Mit der Beisetzung und einer abschließenden Pressemitteilung war unsere Arbeit in dieser Sache erst einmal erledigt. Natürlich kamen weitere Anfragen in dieser Sache, die wir auch in Absprache mit Mark und Karina bearbeitet haben.
Der Prozess gegen Clemens K.
Seit dem 3. Juli 2020 findet nun vor dem Landgericht Köln der Prozess gegen Clemens K. statt. In dem Prozess geht es nicht um eine Haft für K., sondern ausschließlich um die lebenslange Unterbringung in einer psychiatrisch-forensischen Klinik.
Am ersten Verhandlungstag wollten Mark und Karina unbedingt dabei sein, da sie noch kein Bild von dem Mann hatten, der ihnen das Liebste genommen hatte.
Wir hatten uns im Vorfeld bei der Pressestelle des Landgericht Köln per eMail akkreditiert. Von dort erhielten wir die Rückmeldung, dass es nur wenige Presseplätze geben würde und man uns nichts garantieren könne …
Im Vorfeld hatten wir mit Mark und Karina besprochen, dass es keine Interviews vor Ort geben würde. Eine unbedachte Äußerung zum Täter hätte die Beiden in einem falschen Licht darstellen können. Deshalb hatten wir eine Pressemitteilung vorbereitet.
Am 3. Juli 2020 waren wir dann vor Ort im Landgericht Köln und haben an die zahlreich vor Ort wartenden Journalisten die vorgefertige Pressemitteilung verteilt.
Als Mark dann eintraf, erkannte er unter den Journalisten einen der Kollegen, denen er bereits vor der Beisetzung ein Interview gegeben hatte. Mit diesem Kollegen wechselte er dann ein paar Worte – was die anderen Journalisten etwas aufbrachte. Man vermutete ein exklusives Interview. Nach Rücksprache mit Mark gab dieser dann später allen Kamerateams ein Statement zum Verhandlungstag ab.
Zu unserer Überraschung hatte es die Pressestelle des Landgericht geschafft, uns einen Platz bei den Medienkollegen zu reservieren. Karina verspätete sich, was wir einem der Pressesprecher des Landgericht mitteilten. Als Karina dann kurz vor Prozessbeginn eintraf, wurde für sie sogar noch ein Platz im Zuschauerraum freigemacht! Hierfür gebührt unser Dank den Damen und Herren der Pressestelle des Landgericht Köln!
Wir werden den Prozess nun aus der Ferne verfolgen, die Kollegen der Medien vor Ort versorgen uns dankenswerter Weise mit aktuellen Infos. In Absprache mit Mark und Karina werden wir zur Urteilsverkündung wieder vor Ort sein. Wir werden eine Pressemitteilung vorhalten und den Kollegen auch ggfs. mit Statements zur Verfügung stehen.
Mark und Karina wollen bei der Urteilsverkündung wohl nicht dabei sein.
Prozessende am 14.08.2020
Am Freitag, dem 14. August 2020, endete der Prozess in erster Instanz gegen Clemens K. mit einem Beschluß: K. ist wegen paranoider Schizophrenie schuldunfähig und wird eine geschlossene psychiatrische Klinik eingewiesen.
Das Gericht verdeutlichte, dass K. sich im Jahr 2019 sowohl einens versuchten heimtückischen Mord (gegen eine städtische Mitarbeiterin, die sich in letzter Sekunde mit einer Mappe schützen konnte) sowie eines vollendeten heimtückischen Mord (gegen Kurt Braun) schuldig gemacht hat. Wegen seiner Schuldunfähigkeit kann er hierfür aber nicht bestraft werden! Daher ordnete das Gericht den so genannten „Maßregelvollzug“ an, also die dauerhafte Unterbringung in der psychiatrischen Klinik.
Man muss allerdings davon ausgehen, dass dieses Verfahren mit dem vorliegenden Beschluß nicht beendet sein wird, denn Clemens K. stehen die Rechtsmittel der Berufung (und einem völlig neuen Prozess) oder der Revision (bei dem nur das Urteil geprüft wird), jeweils vor dem OLG Köln, zur Verfügung.
Sollte Clemens K. Rechtsmittel einlegen, kann es noch Jahre bis zu einem endgültigen Urteil dauern. In dieser Zeit bleibt K. aber auf jeden Fall in der Klinik, denn er ist – und das hat das Gericht auch festgestellt – weiterhin eine Gefahr für Dritte und auch für sich selbst.
Naturgemäß waren die Kollegen von Print, Hörfunk und TV bei der Urteilsverkündung anwesend. Entgegen der ersten Planung war Karina, die beste Freundin von Kurt Braun, doch im Gerichtssaal anwesend. Sie wollte aber nicht mit den Medienvertretern sprechen … eigentlich! Am Ende hat Karina dann doch der BILD Köln, SAT.1 NRW und RTL West ein kurzes Statement gegeben.
Wir warten nun ab, ob Clemens K. Rechtsmittel einlegen wird. Sollte dies der Fall sein, werden Mark und Karina beim neuen Prozessauftakt bestimmt dabei sein.
Von unserer Seite noch einmal ein Dank an die Pressestelle des Landgericht Köln, dass wir als Pressesprecher der Hinterbliebenen wieder bei den Medienkollegen im Pressebereich Platz nehmen durften!